Diese äußerst interessanten Attraktore hat der geniale Clifford Pickover entdeckt. Die Iteration erfolgt mit dieser Formel:
Tasten- oder Klickaktion | Wirkung |
---|---|
Taste n | Anzahl der Folgepunkte verdoppeln |
Taste h | Hintergrund s/w umschalten |
Taste p | Umschalten Zoomen/Startpunkt |
Taste z | Zufällige Parameter a,b,c,d |
Taste s | Neustart |
Klick ins Bild | hier Zoomen/Startpunkt setzen |
Drückt man die Taste p, so bewirkt ein Klick ins Bild die Wahl des Startpunktes an dieser Stelle.
(Drückt man erneut auf p, kommt man wieder in den Zoom-Modus.)
Im Bild links wurden fünf Starpunkte gewählt (der rote Startpunkt ist "im" Attraktor oben rechts!).
Bei jedem neuen Startpunkt wurde die Farbe gewechselt. Wir erkennen an den verschiedenen Farben,
dass alle Folgepunkte im "wolkigen" Attraktor liegen, - aber öfters andere Stellen dort besetzen.
Dies ist für unser weiteres Vorgehen wichtig. Da später hunderte von Millionen Punkte berechnet werden sollen,
kann man multithreaded arbeiten, in dem man jedem Core mit einem anderen Startpunkt beschäftigt.
Um zufällige Parameter zu wählen, verwendet man die Taste z. Wundern Sie sich nicht, wenn Sie oftmals
nur einzelne Punkte sehen.
Klicken Sie so lange auf Taste z, bis Sie einen Attraktor ähnlich wie im Bild links sehen.
Wie im Fall des Henon-Attraktors, zoomen Sie auf eine einzelne Linie. Diese wird sich bei jeder weiteren
Vergrößerung in mehrere Linien auflösen. Gegebenenfalls mehrfach mit Taste n die Anzahl der Punkte erhöhen!
Damit sind die Fragen 2 und 3 beantwortet: Ein derartiger Attraktor ist bei der Wahl bestimmter Parameter
ein Fraktal. Außerdem haben wir festgestellt,
dass die Art des Attraktors massiv von der Wahl der Parameter a,b,c und d abhängt. Man bekommt einzelne
Punkt-Attraktoren und auch geschlossene Linien, die nicht fraktal sind.
Im Bild links unten besteht der Attraktor aus einem Punkt, rechts daneben aus einer 1-dimensionalen geschlossenen
Kurve.
Sucht man im Internet nach "Clifford Attractor" bekommt man zumeist sehr ästhetische und äußerst ansprechende Bilder zu sehen. Diese
können unmöglich in der oben beschriebenen Weise erzeugt worden sein. Es handelt sich dabei um sogenannte
"Dichtebilder", also die Anzahl der Treffer auf einem Pixel. Die Idee ist simpel: Nehmen wir an, wir möchte ein Bild mit 1600 x 1600 Pixeln erzeugen.
Dann benötigen wir einen 2-dimensionalen Array:
Auf der Suche nach ästhetischen Dichtebildern staunt man einigermaßen, wie sehr sich die Ergebnisse durch eine neue
Wahl von Parametern ändern. Ergebnisse wie die Dichtebilder oben sind eher selten anzutreffen. Mitunter sieht man
schlicht gar nichts, weil nur ein einzelnes Pixel angezeigt wird. Das liegt dann daran, dass es nur Fixpunkte gibt.
Wenn man Folgepunkte erst ab zum Beispiel n = 100 eintragen lässt, dann befinden sie sich möglicherweise so nah an den Fixpunkten,
dass der Abstand aller weiteren Folgenelemente zu den Fixpunkten weniger als einem Pixel entspricht.
Wir werden sehen, dass sich die Clifford Attraktoren auf elegante Weise klassifizieren lassen, wenn man
die Anzahl und Art der Fixpunkte bestimmt. Dazu verwenden wir einen einfachen Trick: Es werden eine Anzahl zufälliger
Startpunkt erzeugt, deren Folgepunkte aber erst ab n = 1000000 im Bild eingetragen. Das Ergebnis zeigt dann
sofort, ob Fixpunkte vorliegen oder nicht. Und das wollen wir uns nun etwas genauer ansehen. (Es empfiehlt sich auch hier,
mit doppelter Genauigkeit zu rechnen.)
Gegeben: a = 1.4307165 ;b = -1.7855427 ;c = 1.3840983 ;d = -0.40422416; Wir begnügen uns hier mit nur einem
Startpunkt (unten, blau):
Der Startpunkt wurde eine Million mal iteriert. Die danach folgenden 200 Punkte verteilen sich unregelmäßig auf dem
Clifford Attraktor (Dichtebild). Da sich nach einer Million Iterationen noch immer keine Punktanhäufungen
an einer oder mehreren Stellen zeigen, dürfen wir annehmen: Es gibt hier keine Fixpunkte!
Es gibt, wie wir sehen werden, nicht nur Fixpunkte, sondern auch sogenannte "Fixpunktmengen". Worin besteht
der Unterschied? Einfach ausgedrückt liegt dann eine Fixpunktmenge vor, wenn zum Beispiel die ungeraden
Folgenelemente zum einen Punkt streben und die geraden zum anderen. Dann bestünde die Fixpunktmenge aus
zwei Punkten. Entscheidend ist, dass die Menge dieser speziellen Fixpunkte endlich ist. Und was genau ist
ein Fixpunkt einer Folge?
"P ist ein Fixpunkt einer Folge, wenn für jede noch so kleine Umgebung von P alle Folgenelemente
ab einer bestimmten Nummer innerhalb dieser Umgebung liegen."
Wir werden sehen, dass ein Clifford Attraktor mehrere Fixpunkte und mehrere Fixpunktmengen enthalten kann.
Darüber hinaus kann er auch zusätzlich eine unendliche Punktemenge ohne Fixpunkte besitzen.
Betrachten wir zunächst ein Beispiel mit genau einem Fixpunkte:
Die zugehörigen Parameter sind hier: a = 1.0983169 ;b = 2.1036682 ;c = 0.9298053 ;d = -0.5148897;
Der kleine orange grüne Punkt ist der Startpunkt. Der größer gezeichnete Fixpunkt wurde mit point(x,y)
und strokeWeight(10) der besseren Sichtbarkeit wegen eingetragen. Machen Sie sich aber klar, dass
alle 2000 Folgepunkte nach einer Million Iterationen auf nur ein Pixel treffen würden. Das rosafarbene
Dichtebild wäre dann nicht mehr zu sehen.
Die in verschiedenen Blautönen gezeichneten Pixel wurden nach der Anzahl der Iterationen, die man benötigt,
um vom betreffenden Startpunkt näher als ein zehnmillionstel an den Fixpunkt heranzukommen. Auch wenn es
auf den ersten Blick so aussieht, dass dabei ein Fraktal ensteht, zeigt eine starke Vergrößerung, dass
dem nicht so ist.
Das folgende Beispiel zeigt den Fall ein Fixpunkt und eine Fixpunktmenge aus neun Elementen.
Die zugehörigen Parameter sind hier: a = 0.8464165; b = -1.177206; c = -1.9538873; d = -0.5927634;
Im Gegensatz zu oben gibt es hier einen roten und einen blauen Bereich. Startpunkte im roten Bereich
landen beim Fixpunkt. Solche im blauen Bereich in der Fixpunktmenge. Auch hier entsteht durch die
farbliche Zuordnung, wie die Vergrößerung zeigt,vermutlich kein Fraktal. Allerdings kann man selbst
bei 16 000-facher Vergrößerung keine klare Trennung zwischen dem roten und dem blauen Bereich finden.
Daher das Wort "vermutlich".
Eine ganz außergewöhnliche Situation bekommt man bei diesen Paramtern:
a = -1.9968241 ;b = -2.293939 ; c = 0.36133742 ;d = -0.37688112;
Wir haben hier einen Fixpunkt (grün), eine Fixpunktmenge aus zwei FPs (blau) und eine aus vier FPs (hellblau)
bestehend. Zusätzlich gibt es eine unendliche Punktemenge ohne Fixpunkte (lila). Von daher gibt es vier Farbbereiche,
je nach dem, wo der Startpunkt landet. Weiß erhält keine Abstufung, da man ohne Fixpunkte
keinen Abstand berechnen kann.
Vergrößert man hinreichend, dann erkennt man, dass die Farben und damit die Zuordnungen chaotisch verteilt sind.
Bei a = 1.1065235 ;b = 1.8883085 ;c = 1.5869684 ;d = 2.4945722; bekommt man tatsächlich eine Fixpunktmenge
bestehend aus 40 Fixpunkten! Hier ein Zoom in das Ergebnis:
Aber es geht noch besser! Mit a = -1.5734456; b = 2.2270818; c = -1.7885008; d = 0.7539799; erhält
man eine Fixpunktmenge, die aus 1032 Elementen besteht!
Alle Sketche zu diesem Thema können Sie unten heruntladen. Die Klassifizierung findet sich im Namen
des Sketch wieder: CA_FPwFPMxFPMyUz ist ein Clifford Attraktor mit w Fixpunkten, Fixpunktmengen
bestehend aus x und y Elementen und z unendlichen Punktmengen ohne Fixpunkte oder Fixpunktmengen.
Bisher wurde jeder neue Punkt allein mit Hilfe des vorherigen Punktes bestimmt. Um einen neuen Attraktor zu bekommen,
musste mindestens einer der vier Parameter a,b,c oder d geändert werden.
Nun soll ein System beschrieben werden, das erlaubt, den nächsten Punkt näherungsweise aus dem vorherigen Punkt und aus der
Ableitung an diesem Punkt zu berechnen. Dazu verwenden wir die Euler-Methode:
Normalerweise bemüht man sich um ein sehr kleines Δt . Interessanter wird es in unserem Fall, wenn man
Δt etwas größer wählt, denn dann ähneln die Gleichungen den Gleichungen bei erzwungenen Schwingungen. Wie wir wissen,
kann man dort chaotisches Verhalten erwarten. Und so sehen die partiellen Gleichungen nun aus: