Gibt es nicht schon zigtausend Fraktal-Seiten im Internet? Wozu dann eine weitere hinzufügen?
Richtig ist, dass sehr viele Seiten gibt, auf denen man kostenlos oder kostenpflichtig Fraktal-Bilder runterladen
kann. Ebenso sind fertige Fraktal-Programme zu finden und selbst manche Algorithmen samt Programmcode werden
großzügig präsentiert. Aber das, was wir hier behandeln, werden Sie sehr wahrscheinlich vergeblich suchen:
Wie erzeugt man wirklich außergewöhnliche
Bilder, für die manche Verlage ganze Bücher, Kalender oder Poster drucken. Und das keinesfalls nur für Mathematiker.
In The Colours of Infinity von Lesmoir-Gordon werden ausschließlich schöne Fraktal-Bilder gezeigt. In
Images of a Complex World von Chapman und Sprott verrät der Untertitel "The Art and Poetry of Chaos", dass
hier Gedichte zu Frakalbildern präsentiert werden. Chaos and Fractals in Finanzial Markets hingegen zeigt
die Relevanz der Theorie in der Finanzwelt. Das Märchen vom Apfelmännchen von Karl Gröber ist eine Kombination
aus Märchen und Fraktalbildern (in zwei Bänden).
Bis in die 70-er Jahre des letzten Jahrhunderts waren Fraktale allenfalls in der Mathematik im Rahmen der Chaostheorie
aufgetaucht. Das änderte sich recht schnell, als klar wurde, dass mit wenig Mathematik ganz erstaunliche Bilder
hergestellt werden können. Da die Rechnungen selbst äußerst umfangreich sind, konnte man erst mit dem allmählichen
Erscheinen von Heim-Computern erste Experimente auch zuhause durchführen. Zunächst wurde hauptsächlich mit
verschiedenen Formeln (für die notwendigen Iterationen bzw. Rekursionen) experimentiert. Ein Bild entsteht aber
erst dann, wenn man die Ergebnisse der Rechnungen in irgend einer Weise farblich interpretiert. Sehr schnell
stellte sich heraus, dass genau diese Interpretation das eigentliche Problem darstellt, zumindest was das Erzeugen
von "schönen" Bildern angeht. Es gibt unzählige Algorithmen, den dreidimenionalen Farbraum auf die eindimensionalen
Rechenergebnisse herunterzubrechen. Die meisten liefern keine sonderlich guten Ergebnisse. Findet aber ein Künstler
einen "Kniff", der etwa ein Bild wie unten erzeugt, dann darf man davon ausgehen, dass er dieses Geheimnis mit
niemandem teilen wird....
Das Besondere an dieser Fraktalseite ist also, dass wir unser spezielles Augenmerk genau auf diese Färbungsalgorithmen
werfen und diese natürlich auch genaustens offenlegen ;-))
Dass es sich bei obigem Bild tatsächlich um ein Fraktal handelt, erkennt man höchstens daran, dass in der Mitte
die bekannte Silhouette des Apfelmännchens zu sehen ist. Das führt zur Frage: Was genau sind
eigentlich "Fraktale"?
Wir ersparen uns die exakte mathematische Definition und erklären statt dessen anschaulich, um welche geometrischen
Objekte es sich handelt. Erinnern Sie sich an den
Cantor Staub ? Ein geometrisches Objekt in der
Ebene, das die Fläche Null besitzt? Diesem Cantor Staub ohne Fläche die gleiche Dimension
zuzuordnen, wie die Ebene, die ihn enthält, scheint wenig sinnvoll. Die Mathematiker
verwenden ein rechnerisches Verfahren, das diesem Objekt die gebrochenen Dimension 1,26185 zuordnet. Die Formel
und ihre Erläuterung finden Sie bei
Wikipedia.
Da wir die Färbungsalgorithmen auf alle möglichen Arten von Fraktalen anwenden werden, gibt es hier zunächst
einen Überblick über die verschiedenen Möglichkeiten, Fraktale zu erzeugen.